Debüt in Florenz

"Pitti ist eine große Sache"

N Palmer
Nick Palmer: "Das ist eine große Sache."
Nick Palmer: "Das ist eine große Sache."

Für junge Labels und Nachwuchsdesigner sind die Hürden, vom Modehandel eine Chance zu bekommen, wegen Covid-19 noch höher als früher. Deshalb freut sich Nick Palmer, der mit seinem Label N Palmer mit pfiffiger Konstruktion punktet, mächtig auf seinen ersten Pitti-Auftritt.

Er ist das erste Mal dabei auf der Pitti Uomo. Nick Palmer, der an der Designschule Central Saint Martins studiert hat, präsentiert sein Label N Palmer. Seine Scarf Shirts lässt Palmer, der schon für Ralph Lauren, John Varvatos und Coach gearbeitet hat, in Großbritannien fertigen.

Für seinen Auftritt auf der Pitti hat Palmer mächtig schwitzen müssen. Denn er musste strenge Kontrollen am Flughafen über sich ergehen lassen. "Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen", sagt Palmer, der sich auf die Begegnung mit den Modehändlern freut. "Das ist eine große Sache."

TextilWirtschaft: Was erwarten Sie sich von der Teilnahme auf der Pitti Uomo?
Nick Palmer: Es ist das erste Mal, das ich dabei bei. Ich bin dankbar dafür, dass ich eingeladen worden bin, mich mit den Besuchern austauschen kann und die Gelegenheit bekomme, zu zeigen, was ich mache. Die meisten Menschen sind mit N Palmer bislang nur digital in Berührung gekommen. Für mich ist es deshalb eine große Sache, die Kollektion live auf der Pitti zeigen zu können. Ich bin optimistisch, dass der Pitti-Auftritt weitere Türen öffnet.


War es eine organisatorische Herausforderung, auf die Pitti zu kommen?
Dass die Pitti mich einladen würde, habe ich ziemlich plötzlich erfahren. Die Kollektion nach Florenz zu bekommen, war gar nicht mal so schwierig, wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich habe am Schalter nur ein bisschen mehr zahlen müssen, weil mein Gepäck zu schwer war. Das Haarsträubendste war die Kontrolle am Flughafen. Ich habe fast einen Herzinfarkt erlitten. Denn ich brauchte vier Anläufe, bis alles überprüft und genehmigt war. Das war schon frustrierend. Jetzt bin ich erleichtert.

Geheimnis Konstruktion: "Darauf mache ich die Menschen aufmerksam."
N Palmer
Geheimnis Konstruktion: "Darauf mache ich die Menschen aufmerksam."



Jeder in der Mode redet über Nachhaltigkeit. Wie machen Sie auf sich aufmerksam?
Es wird viel über Nachhaltigkeit geredet. Jeder hat einen eigenen Standpunkt, von dem er aus behauptet, nachhaltig zu sein. Was ich den Menschen über die Nachhaltigkeit hinaus vermitteln möchte, ist, mit welchen traditionellen Methoden wir unsere Teile konstruieren. Unsere Hemden fertigen wir aus mindestens acht Vintage-Schals. Die Drucke und Muster sind also einzigartig. Dieses Verfahren wenden wir auf die ganze Kollektion an. Wer ein Teil von N Palmer trägt, trägt also nicht nur etwas, das ethisch und nachhaltig hergestellt worden ist, sondern auch ganz individuell ist.


Sie fertigen in Großbritannien. Ist es schwierig, geeignete Partner zu finden?
Es war mir wichtig, von Anfang lokal zu fertigen. Denn das stellt sicher, dass wir unsere Treibhausgasemissionen gering halten. Es gibt eine Menge Lieferanten und Fertigungsbetriebe in Großbritannien. Die Herausforderung besteht hauptsächlich darin, Partner zu finden, die verstehen, wie wir unsere Teile designen und konstruieren, und bereit sind, das zu lernen. Einige interessiert das weniger, andere sehen darin einen Wert und sind bestrebt, sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Wenn ich es mit N Palmer fünf Jahre früher versucht hätte, wäre es viel schwieriger gewesen, geeignete Betriebe zu finden. Die Antworten wären ganz anders ausgefallen.
Patchwork am Werk: Nick Palmers Pieces sind Einzelstücke.
N Palmer
Patchwork am Werk: Nick Palmers Pieces sind Einzelstücke.



Was sind die Key-Pieces der Kollektion?
Die Key-Pieces sind die Patchwork-Scarf-Shirts und die Pearl-Snap-Shirts. Ein Shirt habe ich aus 102 Elementen zusammengesetzt. Wie viele hat auch mich die Pandemie etwas ausgelaugt. Für die Herbstkollektion 2022/23 habe ich deshalb meiner Fantasie freien Lauf gelassen und mir ausgemalt, was die Stars in den 60er- und 70er-Jahren in ihren Urlaubsanwesen auf dem Land getragen haben. Mich zog es im Geist aus der Stadt hinaus.


Sind die Multibrand-Händler offen für Nachwuchsdesigner?
Wegen der Pandemie haben die Modehändler junge Labels nur begrenzt unterstützt. Deshalb ist es so aufregend, auf der Pitti Uomo zeigen zu können. Das Publikum dort hat sehr viel Einfluss.

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