Die Denim-Saison läuft wieder an. Die Messen Kingpins und Denim Première Vision läuten die neue Runde ein. Wir haben mit Alberto
Candiani, Chef des rennomierten Premium-Webers Candiani über den Markt und die Trends gesprochen.
TextilWirtschaft: Herr Candiani, wie läuft das Denim-Business momentan, wie tickt der Markt?Alberto Candiani: Das Geschäft läuft okay. Der Denim-Trend an sich ist nach wie vor positiv. Aber es gibt einen verrückten Wettbewerb im Markt, der zu stark preisgetrieben ist.
Sie sind bekannt dafür, viel in nachhaltige Entwicklungen zu investieren. Wird das vom Markt honoriert? Wie offen sind die Kunden diesbezüglich?Endlich reagiert der Markt. Ich bin wirklich froh darüber, dass die Kunden auf unsere nachhaltigen Entwicklungen reagieren. Es braucht Zeit, enorme Investitionen und Forschungsarbeit, aber es lohnt sich ganz sicher. Ich sage immer: Wir sind nicht nachhaltig, weil es der Markt verlangt, sondern die Umwelt. Wir warten nicht darauf, dass Kunden aufwachen, sondern machen es einfach. Es gibt einen großen Trend rund um „Nachhaltigkeit” – der leider auch immens viel Greenwashing in der Industrie beinhaltet. Marken sollten von ihren Lieferanten Transparenz und nachvollziehbare Nachhaltigkeit einfordern – Dinge, die jenseits von Marketing laufen.
Welche Ihrer Produkt-Segmente entwickeln sich momentan am besten?Alles nachhaltigen Entwicklungen, die auch Look und Performance weiterbringen. Ganz nüchtern betrachtet sollten wir das auch nicht mehr länger als einzelnes Segment sehen, weil wir in der gesamten Kollektion den nachhaltigen Weg gehen. Vom Look her zählen aktuell echte, reiche Indigo-Schattierungen, tiefes Schwarz, fester Stretch und Softness.
Wie preissensibel ist das Business dabei?Zu sehr. 99% des Marktes ist vom Preis und nicht von der Qualität getrieben. Nachhaltige Produkte kommen deshalb ganz offensichtlich immer erst an zweiter Stelle, weil sie eben meist ein kleines bisschen teurer sind als herkömmliche Qualitäten. In unserem Fall heißt das, wenn ich „ein kleines bisschen” sage, spreche ich je nach Ware von 3 bis 10 Prozent. Das ist, was ich als neuen „Premium”-Preis für eine neue Premium-Ära sehe, in der es um Bewusstsein fürs Produkt und nicht nur für die Marke geht.
Mit welchen Produkten und Entwicklungen gehen Sie in die nächsten Saisons?Wir arbeiten an zwei großen Themen, die sich möglicherweise verbinden werden. Zum einen haben wir einen Stoff, den wir Re-Gen nennen. Das ist eine Ware, die aus regenerierten Zutaten produziert wird. Industrie-Abfälle, die wir recyceln auf der einen Seite, Refribra, eine regenerierte Lyocell-Faser von Lenzing auf der anderen Seite. Der Punkt ist, dass der Stoff großartig aussieht, nicht wie alter, billig recycelter Kram. Die Ware kann mit unseren besten Stoffen mithalten.
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Die zweite Innovation ist ein neuer Stay Raw, Stay Comfy und Stay Green-Stoff, den wir INK nennen. Im Färbe- und Finish-Prozess verwenden wir biologisch abbaubare Materialien und kein Salz oder Mikroplastik. – die nebenbei bemerkt eine Katastrophe für die Umwelt sind. Die Farben, die wir entwickelt haben, sind besonders tief und reich. Die Stretch-Technologie erlaubt es zum ersten Mal, ein Paar Jeans herzustellen, ohne sich bei Zuschnitt und Nähvorgang Sorgen um die Einlaufwerte zu machen. Der Denim läuft 2 Prozent ein. Deshalb sagen wir: Stay Raw, Stay Comfy, Stay Green.
Sehen Sie generelle Fashion-Trends in Menswear und Womenswear, die für Sie relevant sind?Nein, nicht mehr. Ich tue so, als wenn ich selbst der größte Innovator und Visionär wäre, vielleicht etwas zu viel. Also schaue ich mir die Gegenwart an, denke aber mehr an die Zukunft. Außerdem kümmere ich mich mehr um Technik als um Fashion-Trends. Ich will nicht arrogant rüberkommen, aber aber ich fühle eine gewisse Verantwortung, Denim 2.0 zu erfinden.
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