Galerie: Christian Dior, Designer of Dreams im Victoria and Albert-Museum
Denkt man an das Schaffen von
Christian Dior, denkt man wohl zunächst an Paris – war die Stadt doch Geburtsort, langjährige Heimat und letztlich Firmen-Standort des Couturiers. Das dürfte sich aber nun, mit der Dior-Ausstellung im Victoria and Albert-Museum, ändern. Sie baut auf die Pariser Ausstellung „Christian Dior: Couturier du Rêve” aus dem Jahr 2017 auf und ergänzt sie um britische Bezüge, denn Dior hegte große Sympathie für das Empire.
Insgesamt werden 500 Objekte ausgestellt. Beginnend mit dem Schaffen von Christian Dior selbst in den 40er Jahren, zeigen die Exponate letztlich auch die jeweiligen Interpretationen durch seine Nachfolger – mit den gewagten Entwürfen Yves Saint Laurents, der Rationalität Marc Bohans, der Extravaganz Gianfranco Ferrés, der Exzentrik John Gallianos, dem Minimalismus von Raf Simons und schließlich dem gesellschaftskritischen, nahezu feministischen Zugang Maria Grazia Chiuris, die seit 2016 den Posten des Creative Directors innehat. Auch über Diors Biografie erfährt der Besucher dabei einiges, was ihm zunächst unbekannt gewesen sein könnte – so etwa sein anfänglicher Wunsch, Architektur und Bildende Kunst zu studieren, die Eröffnung seiner ersten Galerie oder die Pleite des elterlichen Unternehmens. Ebenso seine spirituelle Ader und der Glaube an Glücksbringer und Wahrsager.
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Den wohl größten Teil nimmt aber selbstredend Diors modische Vision ein. So werden in insgesamt elf Räumen unter anderem ikonische Originale ausgestellt – wie ein echter Bar Suit aus den 40er Jahren, mit dem Dior in der Nachkriegszeit die weibliche Silhouette revolutioniert hat. Auch das Original-Kleid, welches er für Prinzessin Margarets 21. Geburtstag entworfen hat, ist nebst dem passenden Bildnis ausgestellt. Ebenso geht es um seine Zusammenarbeit mit britischen Manufakturen, seine Faszination für englische Anwesen, Kreuzfahrtschiffe und Gärten. Ohnehin Gärten: Dior studierte bereits im Kindesalter die Botanik-Bücher seiner Mutter. Sie inspirierten ihn zu zahlreichen Düften, wie auch dem ersten Parfüm „Miss Dior” aus dem Jahr 1947. So präsentiert einer der Ausstellungsräume die frühen Flakons neben modischen Entwürfen mit Blütenmustern oder -verzierungen unter einem Meer aus Papierblüten an der Decke.
Letztlich zeigt die Ausstellung Christian Diors Wirkung bis in unsere Zeit hinein: Seine Liebe zu Reisen und fremden Kulturen mündet in Maria Grazia Chiuris Cruise-Kollektion 2019, die gemeinsam mit mexikanischen Escaramuza-Reiterinnen entstanden ist. Sie geht damit auch auf das derzeit heiß diskutierte Thema der kulturellen Aneignung ein. Yves Saint Laurents vom „Stil der Straße” inspirierte Kollektionen lassen den Betrachter darüber hinaus etwa an Themen wie Streetstyle oder Streetwear denken. Nicht zuletzt deshalb ist die Ausstellung, die noch bis zum 14. Juli läuft, trotz eines vergleichsweise hohen Eintritts von 24 Pfund sehr rege besucht und auf Wochen ausgebucht. Doch es lohnt sich: eine Retrospektive zwar, aber von überraschender Aktualität.