Closed-Designerin Sophia Lewis im Gespräch über ihr erstes Buch

"Ich bringe Mode in Kuchen und Kuchen in Mode"

Maria Grossmann
Ein Klassiker von Doris Tanner: Königin Victorias Lieblingskuchen, aber in modern
Ein Klassiker von Doris Tanner: Königin Victorias Lieblingskuchen, aber in modern

Neben der Mode nochmal was ganz anderes machen: ein Traum, den sich nur wenige nach zwanzig Jahren im Beruf erfüllen. Sophia Lewis, Designerin beim Modelabel Closed, hat sich getraut. Nach zwei Jahrzehnten im Unternehmen, fasste sie im zweiten Lockdown den Entschluss, neben ihrer kreativen Arbeit "Dear Doris" zu schreiben.

Von Mohn-Haselnuss-Kuchen über Brownies bis hin zu Dattelpralinen: 70 modernisierte Rezepte, gepaart mit liebevollen Bildern und dem für das Contemporary Label typischen eleganten Design ergeben das erste Kochbuch der britischen Designerin. Dabei erinnert sie sich gerne an ihre Kindheit in Wales und ihre Großmutter Doris, der sie ihre veganen Rezepte widmet. Wir haben mit ihr über ihr erstes Buch gesprochen.


TextilWirtschaft: Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch zu schreiben? 
Sophia Lewis: Im ersten Lockdown fing meine Tochter Gwenifer an Dinge zu machen, die sie schon immer machen wollte: so wie Sauerteigbrot zu backen, zum Beispiel. Wir hatten so viel geschenkte Zeit, die uns dazu inspirierte, zusammen in der Küche zu stehen und zu backen. Doch natürlich musste auch die Arbeit weitergehen, weshalb ich viel im Closed-Office war, wo ich mein Team mit unseren Backkreationen durchfütterte – Restaurants hatten nun mal zu. Im Prinzip sind meine Rezepte Gerichte, wie man sie von Oma kennt, nur mit meinem ganz persönlichen gesunden Twist. Irgendwann fragten immer mehr Kollegen nach den Rezepten und so fing ich langsam an, sie zu Papier zu bringen. Aus anfänglich zehn  wurden schnell mehr, und so hatte ich im zweiten Lockdown, in der Weihnachtszeit, genug Material für ein gesamtes Backbuch.

Was steckt hinter dem Buchtitel?
"Dear Doris" ist eine Hommage an meine Großmutter Doris, die mich immer ermutigte meinen eigenen kreativen Weg zu gehen. Während meiner Kindheit in Wales habe ich sehr viel Zeit mit ihr verbracht. Eine Zeit, die mich nachhaltig geprägt hat und mit der ich mich jetzt in meinem Buch auseinandersetze. Außerdem war das Schreiben ein Weg, meiner Großmutter zu erzählen, wo ich heute stehe und ihr Danke zu sagen. Neben den Rezepten bekommt man nämlich auch Einblicke in meinen Alltag und meinen bisherigen Lebensweg.

Book to watch: "Dear Doris" von Closed-Designerin Sophia Lewis



In welchem Verhältnis stehen Mode und Kulinarik zueinander, und wie vereinen Sie beides in Ihrem Buch?
In der Mode muss man ständig auf Wechsel reagieren. Verschiedene Jahreszeiten, verschiedene Strömungen und Zeitgeschehnisse bringen immer neue Trends mit sich. Nichts bleibt, wie es ist. Die Dynamik des Kochens ist eine ganz andere, da arbeitet man gerne mit Traditionen. Durch bestimmte Mahlzeiten werden oft konkrete Erinnerung ausgelöst, das ist etwas ganz Emotionales. Meine Backrezepte sind wie von Oma, lediglich mit Zutaten, die für die jetzige Generation geeignet sind. Beim Backen gehe ich ähnlich vor wie beim Designen. Auch bei Rezepten gilt: entwerfen, weiterentwickeln und neu definieren.

Inwiefern definieren Sie Dinge neu?
Für meine Arbeit bei Closed, setze ich mich viel mit Nachhaltigkeit auseinander, wodurch viele Aspekte umgedacht werden müssen. Das hat auch mein Buch beeinflusst. Durch meine Kindheit auf dem Land habe ich schon von klein auf ein Gefühl für Sustainability und das Regionale. "Dear Doris" ist wie eine Art Rückbesinnung auf das Notwendige und soll dabei helfen, gesund zu leben, ohne zu verzichten.

In Ihrem Buch schreiben Sie: "Für die meisten in der Modebranche ist Kuchen ein verbotenes Wort" – ist das heute wirklich immer noch so?
In meiner Zeit bei Jil Sander in den Neunzigern, gab es auf jeden Fall keinen Kuchen. Doch natürlich kann man die Branche nicht pauschalisieren. Ich glaube aber, dass sich seitdem diesbezüglich einiges verändert hat. Bei Closed naschen wir  umso mehr. Ich bringe Mode in Kuchen und Kuchen in Mode! Zu jedem Geburtstag wird vegan und möglichst gesund gebacken. Mir geht es hierbei weniger um die Optik, als um die körperliche Gesundheit. In meinen Rezepten arbeite ich zum Beispiel viel mit Kokosblütenzucker, der um einiges besser für den Körper ist als raffinierter Zucker. 

Haben Sie denn ein persönliches Lieblingsrezept?
Anfangs war es der klassische Zitronenkuchen, mittlerweile sind es aber die Schokoladen-Brownies. Die esse ich am liebsten.

"Dear Doris" ist ab dem 19. November exklusiv in allen Closed-Filialen und ab Dezember im  Buchhandel erhältlich. Das Buch kostet 29 Euro und erscheint im ZS Verlag, ISBN: 9783965842083.

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