Die Preisträgerin Lina Mayorga.
Ein Look für Frauen wie Männer. Vielseitig, nachhaltig. Im Rahmen der Isko I-Skool Denim Awards wurde die Nachwuchsdesignerin Lina Mayorga von der TW sowie ihrer Schwesterzeitschrift Sportswear International mit dem Sonderpreis Best overall Media Mention ausgezeichnet. Das Thema des Wettbewerbs rund um Denim-Looks: „North, East, South, West: connected by one planet“. Für Mayorga ein Anreiz, sich mit Mode auseinanderzusetzen, die ihren Trägern Raum zur freien Entfaltung bietet.
Herzstück ihres Gewinner-Looks ist eine Jeans, deren Silhouette mit nur wenigen Handgriffen verändert werden kann. Informationen über die Herstellung des nachhaltig produzierten Produktes bringt die Designerin nicht auf Ettiketten, sondern auf das Material selbst. Im TW-Interview spricht Mayorga über Diversität in der Mode und ihre Faszination für Denim.
TextilWirtschaft: Welche Inspiration steckt hinter Ihrem Denim-Look für die Isko I-Skool?
Lina Mayorga: Meine Kollektion trägt den Namen Cross Paths und daher stammt auch die Idee für meinen eingereichten Entwurf. Bei Cross Paths geht es nicht darum, den Norden, den Süden, den Westen oder den Osten zu unterscheiden. Sondern darum, sozusagen einen Mittelweg zu finden. Um unsere verschiedenen Meinungen sowie Stile zu akzeptieren und eine Einheit zu bilden. Für mich war es wichtig, einen Look zu kreieren, den Kunden an ihre jeweiligen Bedürfnisse immer wieder aufs Neue anpassen können. Das habe ich erreicht, indem sich die Kleidungsstücke modifizieren lassen. Das eröffnet den Trägern neue Möglichkeiten, sich selbst auszudrücken. Diversität, Vielseitigkeit und Nachhaltigkeit waren die wichtigsten Aspekte meines Looks.
Isko I-Skool: Die Gewinner der Denim Awards
Was genau macht Ihren Look vielseitig?
Die Straight Leg Jeans kann über ihr unteres Riemen-Reißverschlusssystem entweder in eine Skinny Jeans oder in ein lässiges, weiteres Modell im Retro-Look verwandelt werden. Außerdem ermöglichen die Reißverschlüsse am Bein dem Kunden, die Hose etwa auf die jeweilige Schaftbreite seiner Stiefeln anzupassen und Schuhe optimal in Szene zu setzen. Im Zusammenspiel mit meiner Weste kann die Jeans zudem über Reißverschlüsse in einen Overall verwandelt werden. Am Bund der Hose sind dazu innenliegende Träger angebracht. Sie funktionieren entweder als klassische Befestigung für den Overall oder als modernes Detail an der Weste. Die Teile können also in Form sowie Design verändert werden. Eine moderne Interpretation für klassische Looks.
Richtet sich Ihre eigene Marke an Männer oder Frauen?
Ich habe meine Marke offiziell im März 2018 gegründet und ursprünglich hauptsächlich Damenbekleidung entworfen, aber im letzten Jahr habe ich mit der Gestaltung von Herrenbekleidung begonnen. Nun richtet sich meine Arbeit an jeden, der meine Entwürfe tragen möchte.
Wird Unisex-Mode in Zukunft an Bedeutung gewinnen?
Wir lassen langsam alle Labels unserer Gesellschaft fallen. Eine Marke kann, wenn sie ihre Mode nicht klar für Frauen oder Männer positioniert, viel mehr Menschen für sich begeistern. Und das scheint der Industrie langsam klar zu werden. Wir wissen, dass unsere Körper unterschiedlich geformt sind und die Größenbestimmung ist komplex. Aber ich glaube, dass Unisex-Mode immer wichtiger wird. Die Kunden sprechen darüber und wir müssen ihnen zuhören. Ein besonderer Reiz von Denim liegt wohl darin, dass dieses Material schon so lange sowohl von Frauen als auch von Männern getragen wird. Es ist faszinierend zu analysieren, wie die Jeans an diesen Punkt gekommen ist. Diese Erkentnisse könnten wir auf alle Kleidungsstücke anwenden.
Alle Gewinner der Denim Awards
Die siebte Ausgabe der Isko I-Skool Denim Awards stand unter dem Thema „North, East, South, West: connected by one planet“. Teilnehmer sollten sich nicht nur auf das Design, sondern auf den gesamten Prozess von der Skizze bis zur Produktion konzentrieren und eine möglichst nachhaltige, verantwortungsvolle Jeans mit dazu passendem Oberteil präsentieren.
Die Jury kürte die besten Designs in vier verschiedenen Kategorien. Den Award für den Best overall Look gewann Lee Da Young aus Süd-Korea. Für die Best 5-Pocket-Jeans Fit wurde die Japanerin Morita Yurika ausgezeichnet. Carolina Viviana Wolf aus Deutschland konnte sich über den Preis Best Showpiece freuen, in der Kategorie Best marketable Product machte die Britin Isabel Hambly das Rennen. Erstmals wurde zudem der Sonderpreis Isko Vital+ Face Cover Award an Yao Ziyu aus China vergeben. Insgesamt hatten sich 20 Studenten und Young Professionals aus 20 internationalen Städten für das Finale qualifiziert.
Spielt Denim allgemein eine wichtige Rolle in Ihrer Arbeit?
Seit meinem Studium bei Parsons ist Denim eine wichtige Inspiration für mich. Mit meiner Marke möchte ich einen Stil präsentieren, der elegant, aber gleichzeitig modern und cool ist. Daher spiele ich gerne mit überraschenden Materialien und habe zum Beispiel ein Kleid für den roten Teppich aus upcycled Denim entworfen. Es ist beeindruckend, dass Denim als absoluter Standard in jedem Kleiderschrank einfach in unserem Leben sein muss. Der Stoff entwickelt sich mit der Zeit, passt sich dem Körper des Trägers an und geht meiner Meinung nach einfach immer. Der Used Look ist zudem sehr angesagt, was das Upcycling erleichtert.
Nachhaltigkeit ist ein zentraler Aspekt Ihrer Mode. Was ist Ihr Ansatz?
Nachhaltigkeit und der Lebenszyklus der Modelle spielt in meinem Design immer eine große Rolle. So versuche ich beispielsweise, durch die Anfertigung von quadratischen Mustern Produktabfälle zu reduzieren. Für meinen Isko I-Skool-Look habe ich die Isko-Technologie R-Two verwendet, um Baumwolle zu recyceln. Ich habe sogar ein QR-Code als Print auf meiner Jeans integriert, der nicht nur dekkorativ ist, sondern auch Informationen über die Herstellung, die Materialien, die speziellen Behandlungen und die Pflege der Jeans enthält. Eine coole Funktion, die die Notwendigkeit von Stoff-Etiketten, die vom Verbraucher ohnehin nur selten gelesen werden, potenziell reduzieren kann.
Mehr zum Thema
Donald Schneider im TW-Interview
"Kreative Ansätze, das Overstock-Problem anzupacken"
Donald Schneider führt eine Kreativ-Agentur in Berlin, ist Fachmann für Branding, Digital Storytelling, Kooperationen und Content-Konzepte. Wir haben ihn gefragt, wie Kommunikation in der Krise aussehen muss. Und danach.