Im kommenden Herbst passiert so einiges in der Kunst-Szene. Die Bandbreite an vielversprechenden Ausstellungen rund um die Mode reicht von namhaften Fotografen bis zu klar als solchen deklarierten Amateuren. Und von den großen Designern bis zu Mode, die erstmals aus dem Schatten tritt.
Paris, Capital of Fashion
Paris, die Stadt der Mode. Doch wie wurde das Zentrum von Frankreich zum Tor der Fashion-Welt? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, beleuchtet „Paris, Capital of Fashion“ sowohl kulturelle Hintergründe als auch die Pracht von Versailles und die Entwicklung der Haute Couture sowie wirtschaftliche Aspekte, etwa die finanzielle Bedeutung von US-amerikanischen Kunden für die französischen Designer. Kuratiert wurde die Ausstellung in New York von FIT-Museumsdirektor Dr. Valerie Steele, gezeigt werden etwa 100 Exponate. Die abgebildete Zeitspanne reicht vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Paris, Capital of Fashion, 06. September 2019 bis 04. Januar 2020, The Museum at FIT, New York, kostenloser Eintritt
Pierre Cardin. Fashion Futurist
Premiere in Deutschland. Der Kunstpalast in Düsseldorf zeigt hierzulande die erste große Ausstellung über den Modedesigner Pierre Cardin. Bei den ausgewählten 60 Modellen sowie dem Foto- und Bildmaterial liegt der Schwerpunkt auf seinen Entwürfen aus den 1960er- und 1970er- Jahren. Eine Zeit, in der seine Handschrift einen besonders großen Einfluss auf die Modeszene hatte. Zu sehen sind Abendroben ebenso wie androgyne Looks und Cardins futuristische Space Age-Modelle. Seine Designphilosophie: „Meine liebsten Kleider sind diejenigen, die ich für ein Leben schaffe, das es noch gar nicht gibt – für die Welt von Morgen“.
Am ersten Ausstellungswochenende (21.-22. September) findet in dem Düsseldorfer Museum ein Designmarkt statt, bei dem sich etwa 50 junge Mode- sowie-Produktdesigner aus ganz Deutschland präsentieren. Vor allem nachhaltigen Labels wird hier eine Bühne geboten.
Pierre Cardin. Fashion Futurist, 19. September 2019 bis- 05. Januar 2020, Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Eintritt: 14 Euro
Tim Walker: Wonderful Things
Das Victoria and Albert Museum zeigt in diesem Herbst die bislang größte Ausstellung des Modefotografen Tim Walker. Herzstück sind die zehn neuen Fotografie-Projekte mit insgesamt über 150 Aufnahmen, für die sich Walker von den Sammlungen des Londoner Museums inspirieren ließ. Der Brite bezeichnet die Kunsthalle als „inspirierendsten Ort der Welt“. Insgesamt hat er drei Jahre an dem gemeinsamen Projekt gearbeitet. In seinen neuen Bildern wollte Walker nicht nur die Schönheit der einzelnen Objekte, sondern auch seine emotionale Reaktion darauf einfangen. Besucher können neben seinen Fotografien auch von ihm verfasste Texte sowie die entsprechenden Inspirationsquellen hinter den Fotos bestaunen – insgesamt über 300 Exponate.
Tim Walker: Wonderful Things, ab 21. September 2019, Victoria and Albert Museum, London, Eintritt: 15 Pfund
Der Amateur. Vom Bauhaus zu Instagram
Welche kreative Kraft bündelt Instagram? Milliarden von Smartphone-Nutzern teilen täglich ihr Leben in Bildern. Amateurfotografen, die nicht nur ihr Mittagessen, sondern als Kollektiv auch Gesellschaft, Politik und Kultur abbilden. So scheint die Relevanz von Amateuren aktueller denn je. „Der Amateur. Vom Bauhaus zu Instagram“ beschäftigt sich mit der Geschichte der Amateurfotografie. Thematisiert werden etwa die ästhetischen Regelbrüchen im Bauhaus und die neuen gestalterischen Möglichkeiten dank der Digital-Fotografie sowie den sozialen Medien.
Der Amateur. Vom Bauhaus zu Instagram, 27. September 2019 bis 12. Januar 2020, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Eintritt: 12 Euro
Taschen – Ikonen & Wertanlagen
Wann wurde die Handtasche zum ersten Mal mit einem Henkel ausgestattet? Und wieso setzte sie sich als Accessoire nur bei Frauen durch, während sich viele Männer schwer mit ihr tun? Die Ausstellung „Taschen – Ikonen & Wertanlagen“ ist eine Zeitreise – angefangen im Jahr 1550 bis in das 21. Jahrhundert. Sie beleuchtet anhand der rund 400 Exponate die gesellschaftliche, modische und persönliche Bedeutung der Tasche sowie ihre Rolle als Prestige- und Kultobjekt. Ausgefallene Laufstegmodelle zeitgenössischer Modehäuser wie Chanel und Louis Vuitton werden ebenso gezeigt wie Entwürfe von Künstlern, etwa von Barbara Ségal oder Ted Noten. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Virtual Shoe Museum in Den Haag, wird allerdings nur in Basel gezeigt.
Taschen – Ikonen & Wertanlagen, 19. Oktober 2019 bis 5. April 2020, Spielzeug Welten Museum, Basel, Eintritt: 7 Franken
Invisible Men
„Sowohl in Museen für dekorative Kunst als auch in Modemuseen ist Herrenbekleidung deutlich unterrepräsentiert“, sagt Professor Andrew Groves, Kurator von „Invisible Men“. Die Ausstellung will dieses Versäumnis nun nachholen und die historische sowie modische Bedeutung von Kleidung für Männer verdeutlichen. Sämtliche Exponate stammen aus dem Westminster Menswear Archive, das die Männermode der letzten 120 Jahre abdeckt. Ein Großteil der über 170 gezeigten Exponate wurde noch nie der Öffentlichkeit präsentiert. Sie stammen von zeitgenössischen Designern wie Vivienne Westwood, Craig Green und Alexander McQueen. Auch die britische Armee, die General Post und die Strafvollzugsbehörde Her Majesty’s Prison Service haben Modelle beigesteuert – High Fashion trifft auf Workwear.
Invisible Men, 25. Oktober 2019 bis 24. November 2019, University of Westminster, London, kostenloser Eintritt
History in Fashion. 1500 Jahre Stickerei in Mode
In Zeiten der Massenproduktion und der Wegwerfgesellschaft steigt das Bedürfnis nach besonderer Kleidung, die eine Geschichte erzählt. Die Stickerei ist seit jeher eine beliebte Art, Textilien mehr Individualität zu verleihen. Wohl mit ein Grund dafür, weshalb diese Handwerkskunst seit jeher ein modisch relevantes Thema ist. Die Ausstellung „History in Fashion. 1500 Jahre Stickerei in Mode“ beschäftigt sich nicht nur mit der Historie von Stickereien, sondern auch mit ihrer Zukunft. So können Besucher etwa neue Techniken wie beispielsweise digitale Lösungen für die Textilveredelung bestaunen. Viele der rund 150 Exponate werden zum ersten Mal einem größeren Publikum präsentiert.
Partner der Ausstellung ist die Textilklasse der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle. Neue Wege, um Stickerein auf Kleidung zu verwenden – sowohl von Hand als auch mit Maschinen – sollen die Arbeiten von neun Studenten zeigen.
History in Fashion. 1500 Jahre Stickerei in Mode, 21. November 2019 bis 29. März 2020, Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, Eintritt: 8 Euro