Palladium-Kreativchef Adrien Touati im TW-Interview

"Outdoor-Einflüsse sind überall"

Palladium
Adrien Touati ist Head of Design bei Palladium.
Adrien Touati ist Head of Design bei Palladium.

Die Schuhmarke Palladium blickt auf eine 75-jährige Geschichte zurück. Welche Rolle spielen Fashion-Hypes für sie? Welche Megatrends sind relevant? Und wie fashionable ist eigentlich Trekking? Head of Design Adrien Touati spricht im TW-Interview über die wichtigsten Favoriten, Inspirationen und Projekte.

TextilWirtschaft: Herr Touati, bevor wir ins Detail gehen: Welche großen Trends sehen Sie, die den Schuhbereich die kommenden fünf Jahre dominieren werden?
Adiren Touati: Outdoor-Einflüsse sind überall, von High Fashion bis zu Sportswear. Seit Beginn der Covid-Pandemie hat sich dieser Trend noch verstärkt. Es ist der Ruf der Natur, sich wieder mit ihr zu verbinden.

Palladium feiert dieses Jahr 75-jähriges Bestehen. Welche Konzepte aus der Vergangenheit sind heute noch aktuell und werden sich nie abnutzen?
Wir haben einige zeitlose Ikonen wie den Pampa und den Pallabrousse im Sortiment. Diese Stiefel wurden in den allerersten Jahren der Marke mit einem funktionalen Zweck entworfen und sind immer noch die wichtigsten Produkte, die das Image von Palladium, aber auch den Absatz fördern. Die Designs sind ikonisch für unsere Marke, aber auch die Haltbarkeit und der Komfort tragen viel zur Langlebigkeit und zum Erfolg der Produkte bei. Wir glauben, dass diese Stiefel auch in den nächsten 75 Jahren unsere Ikonen bleiben werden.

Bis in die 80er Jahre war Palladium unter anderem präsent mit Schuhen für Basketball und Volleyball, jetzt sind sie als Archivmodelle zurück. Wie wichtig sind Heritage-Styles und was braucht es für ein erfolgreiches Comeback?
Jeder Heritage-Style erzählt einen Teil unserer Geschichte. Trends nehmen oft Inspirationen aus der Vergangenheit auf und bringen Vintage-Silhouetten aus den 70er-, 80er- oder 90er-Jahren zurück. Das Archiv von Palladium ist sehr reichhaltig. Wir haben natürlich ein großes Sportarchiv, aber Palladium hat auch viele andere Richtungen im Lifestyle-Bereich erforscht. Wenn man ein Archiv wiederbelebt, sind die beiden wichtigsten Kriterien für den Erfolg die Authentizität und die Geschichte.

Offene Schuhe wie Sandalen und Slider sind im Moment ziemlich angesagt. Was halten Sie davon? Wie müssen Modelle gestaltet werden, um relevant zu sein?
Palladium hat eine Sandalenkollektion, wir bieten eine sportliche Sandale namens Outdoorsy für Damen und Herren an, und wir werden im Frühjahr 2023 eine femininere Ausführung namens Revolt einführen, die in unserer Lifestyle-Kategorie auf den Markt kommen wird. Wir haben auch eine sehr einfache, aber verspielte Pantolette namens Solea, die wegen ihres Komforts sehr geschätzt wird.

Gibt es eigentlich noch eine Grenze zwischen Trekking und Streetwear?
Das ist im Moment sehr fließend. Wir sehen, dass sich immer mehr Performance- und Outdoor-Marken dem Lifestyle zuwenden und Modemarken in Richtung Outdoor gehen. Palladium wurde 1947 an der Grenze zwischen urbaner und Outdoor-Umgebung gegründet, entsprechend sehen wir eine große Dynamik für die Marke.

Die Geschlechterfrage wird viel diskutiert. Ist es aus Ihrer Sicht noch wichtig, zwischen Womenswear und Menswear zu unterscheiden, oder ist dieser Ansatz überholt?
Der erste Palladium-Stiefel wurde 1947 für die französische Fremdenlegion als Teil der französischen Uniform entworfen. Der große Teil der Uniform ist das Konzept der Gleichheit, unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder Geschlecht. In unserer Heritage-Kategorie gibt es die gleichen Designs für Männer und Frauen, um den Geist der Uniform zu bewahren.

Sneaker performen im Markt weiter auf hohem Niveau. Welche Modelle und Silhouetten sind Ihre Favoriten? Welche verkaufen sich am besten?
Wir haben einige Entwicklungen, bei denen wir versuchen, unsere Ikonen zu "sneakerizen", wie den Pampa Overlab of Recraft, bei dem wir unsere Klassiker mit Sportswear-Details und frischen Farbeinflüssen neu interpretieren. Wir haben auch spezielle Sneaker wie den Pallashock, Palla Ace, Troop Runner und Off_Grid entwickelt. Letzterer geht als Geländesneaker mehr in Richtung Outdoor, er ist momentan einer unserer großen Erfolge.

Was tut sich im Bereich der Stiefel und Brown Shoes?
Besonders im Winter sind wir bei Lederstiefeln stark, insbesondere bei wasserdichten Modellen.

Im hochmodischen Kontext sind Cowboystiefel auf der einen und Gummistiefel auf der anderen Seite wieder stärker zu sehen. Was halten Sie davon?
Die sind beide für uns nicht relevant.

Das Mega-Thema Nachhaltigkeit bewegt zurzeit auch das Schuh-Business. Was ist der einfachste Weg, um Schuhe nachhaltiger zu machen? Welche Bereiche sind eher schwierig zu verbessern?
Wir haben die Art und Weise, wie wir unsere Produkte herstellen, in den letzten fünf Jahren ständig hinterfragt und den Übergang vollzogen. Wir setzen inzwischen in allen unseren Produktkategorien, von der Funktion bis hin zur Mode, nachhaltigere Ausführungen um, wann immer wir können. Wir haben die Verwendung von Recycling- und Bio-Stoffen ausgeweitet, vorzugsweise mit GOTS- oder GRS-Zertifizierung. Zur Veranschaulichung unserer Umstellung wird unsere nächste SS23-Kollektion Folgendes enthalten: 21% der Modelle aus Bio-Baumwolle, 20% der Modelle aus recyceltem Material wie Gummi oder Polyester, 100% unserer Leder sind von der Leather Working Group mit Gold oder Silber bewertet. Unser Ziel ist es, bis 2025 100% unserer Produkte aus nachhaltigen Materialien herzustellen.
Mehr zum Thema
Saola
Foto: Saola
Sneaker-Labels to watch

Kommt hier der nächste Veja?

Der Sneaker, ein seltenes Gut. Lücken im Handel, die sowohl durch die anhaltenden Probleme im Sourcing und teils eingeschränkten Ordermöglichkeiten als auch durch den immer selektiveren Vertrieb einiger großer Anbieter entstehen, stellen den Turnschuh-Handel noch immer vor große Herausforderungen. Vielerorts ist der Retail daher auf der Suche nach neuen Partnern, nach frischen Themen, nach spannenden Geschichten.
stats