Es gibt nicht viele Designer, die aus Deutschland heraus auf den internationalen Laufstegen für Aufsehen sorgen. Max Kobosil ist jedoch so einer. Der Berliner DJ und Produzent ist in der Techno-Szene schon länger eine feste Größe. Mit seiner Brand 44 Label Group bekommt er jetzt auch in der Fashion-Branche mehr Aufmerksamkeit. Unterstützung bekommt er von einem prominenten Mailänder Händler, der schon oft einen guten Riecher bewiesen hat. Im TW-Interview gibt der Kreative Einblick in seine Sicht auf die Branche und seine Arbeitsweisen.
Wie ist es dazu gekommen? War es schon immer ein Ziel dort zu zeigen oder hat sich einfach die Gelegenheit ergeben?
Ich habe schon immer mal mit dem Gedanken gespielt, wie es wäre meine Ideen in Mailand oder Paris zu präsentieren, aber dass es so schnell geht hätte ich nie gedacht. Letztendlich hat uns Claudio Antonioli (italienischer Luxus-Retailer und lange Jahre Kopf der New Guards Group mit Labels wie Off-White, Palm Angels und Marcelo Burlon und inzwischen Inhaber der Marke Ann Demeulemeester, Anm. d. Red.) die Tür zum Mailänder Laufsteg geöffnet.
Wie blicken Sie auf die Fashion Community als Künstler mit starkem musikalischen Hintergrund und Verankerung in Subkultur/Popkultur? Welche Gemeinsamkeiten sehen Sie, was trennt die Disziplinen?
Für mich gehören Fashion und das Nachtleben zusammen. Es gibt viele Verbindungen zwischen den Communities. Ich kann mich kreativ sowohl in der Musik als auch im Bereich Fashion super ausleben. Als Quereinsteiger gibt es generell viel Neues zu entdecken und ich versuche mich immer weiterzuentwickeln. Ein großer Unterschied für mich als DJ sind die Arbeitszeiten. Neben meinen nächtlichen Clubauftritten ist der Daytime Job als Creative Director eine gute Abwechslung.
Authentizität ist das Buzzword schlechthin. Was heißt es für Sie?
Authentizität ist mir sehr wichtig. Ich bin in Berlin Neukölln aufgewachsen. Der Bezirk hat mich in vielerlei Hinsicht geprägt und beeinflusst. Deswegen das 44 Logo, dass sich sich auf die alte Postleitzahl Neuköllns bezieht und immer ein Teil von mir sein wird. Alle meine Erfahrungen und mein gesamter Background fließen in die Musik und Mode mit ein.
Wie haben Sie die Corona-Zeit bisher als Artist erlebt mit dem Wegfall vieler Möglichkeiten aufzutreten?
Ich habe die Pause genutzt und viel Arbeit in die Kollektionen und Musikproduktionen gesteckt.
Ist Fashion ein Ausdrucksmittel, dass besser funktioniert, auch wenn Events etc. nur eingeschränkt möglich sind?
Es gibt im Bereich Fashion verschiedene Möglichkeiten seine Arbeit trotz Einschränkungen zu präsentieren, ohne dass diese darunter leidet. In unserem Fall konnten wir die FW22 Kollektion ohne Publikum als Videoproduktion präsentieren. Als DJ kann man seine Sets zwar streamen, jedoch ist Techno ein Ausdrucksmittel welches am besten in einem uneingeschränkten Nachtleben funktioniert. Da geht es darum es live zu erleben und um die Connection untereinander.
Gab es Personen im Fashion-Segment, die Sie unterstützt und beeinflusst haben?
Claudio ist mein Mentor, der an meine Vision glaubt und mich vollkommen unterstützt.
Was sind die favorisierten Pieces – aus der eigenen Kollektion, aber auch von anderen Brands und Designern?
Das Key Element, worauf die gesamte Idee der Kollektion beruht, ist mein Abschlusszeugnis. Es ist als Print auf einem der T-Shirts, das gleichzeitig mein Lieblings Piece ist. Darüber hinaus mag ich die Pufferjacke mit dem übergestreiften T-Shirt und die Sneaker besonders gern. Der Sneaker namens Symbiont hat verschiedene Elemente von Schuhen, die ich ich in meiner Jugend getragen habe.
Wie beschreiben Sie den Look von 44 Label Group?
Mit viel Liebe zum Detail experimentiere ich gerne mit Gegensätzen. Der Look lässt sich als Elevated Clubwear bezeichnen.
Wie konsumieren Sie eigentlich selbst Mode?
Ich liebe Mode und halte meine Fühler in verschiedene Richtungen ausgestreckt. Generell gehe ich lieber in einen Store, um die Mode direkt zu erleben, anstatt online zu shoppen.
TW-Interview mit 032c Kreativdirektorin Maria Koch
"Wir sind oft bewusst sperrig"