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Marek Bäuerlein, Kreativdirektor EKN

"Wir spüren ein Umdenken vieler Sneaker-Händler"


Stefanie Hahn
EKN-Macher Marek Bäuerlein will jetzt auch stärker Sneaker-Händler ansprechen.
EKN-Macher Marek Bäuerlein will jetzt auch stärker Sneaker-Händler ansprechen.

Erklärtes Ziel des Sneaker-Labels EKN: Nachhaltigkeit mit progressivem Design zu verbinden. Nun wollen sich die Frankfurter den klassischen Sneaker-Stores öffnen und in den Markenaufbau investieren. Welchen Einfluss das auf die Handschrift des Labels hat, berichtet Kreativdirektor Marek Bäuerlein im TW-Gespräch.

TextilWirtschaft: Herr Bäuerlein, was sind Ihre Pläne für die nahe Zukunft?
Marek Bäuerlein: Wir wollen unser bisheriges, erfolgreiches Wachstum weiter steigern. Natürlich mit unseren bestehenden Kunden, also vor allem Green Stores, aber auch klassischen Schuhhäusern. In Zukunft wollen wir aber auch in Sneaker-Stores stattfinden. Bislang haben wir vor allem an den Produkten gefeilt, nun wollen wir uns zunehmend auf die Marke konzentrieren und noch mehr Arbeit in das Marketing sowie die Content-Produktion stecken. Ende des Jahres starten wir zudem mit einer neuen Website.


Sind Kooperationen ein wichtiger Teil dieses Engagements?
Ja, wir machen auf jeden Fall mehr Coops als früher. Aber nicht vorrangig als Wettbewerbshebel, sondern aus Leidenschaft. Ich hole gerne Leute aus meinem Bekanntenkreis, etwa Fotografen oder zuletzt einen Illustrator und DJ, mit ins Boot. So können wir den Purpose der Marke noch einmal auf ganz andere Art kommunizieren und präsentieren uns in anderen Kreisen, etwa durch die Zusammenarbeit mit einem Musiklabel oder Amnesty International. Das wirkt wie ein Multiplikator.

Sie erwähnten Sneaker-Spezialisten. Sind die Händler zunehmend auf der Suche nach neuen Namen für die Sortimente?
Die meisten Konsumenten suchen weiterhin vorrangig nach den populären Marken und Indie-Brands finden daher bislang kaum in klassischen Sneaker-Stores statt. Aber wir spüren durchaus ein Umdenken vieler Händler. Sie kommen mittlerweile proaktiv auf uns zu und wir arbeiten aktuell daran, ihnen noch mehr zu bieten. Ihre Kunden haben schließlich Interesse an ganz bestimmten Designs. Es darf nicht zu klassisch sein, die gezeigten Features stehen im Fokus. Aber wir sehen hier großes Potenzial, schließlich stehen wir für progressives Design.

EKN: Einblicke in die Kollektion F/S 2022


Greifen Sie die Wünsche dieser Zielgruppe verstärkt in der neuen Kollektion auf?
Wir zeigen mehr Vielfalt und neue, verstecke Details, ohne unseren minimalistischen Ansatz zu verlieren. Das kann ein Kordelstopper mit Laserbranding, eine spannende Textur oder ein Upper aus recyceltem Neopren, der mit einem dezenten Muster versehen ist, sein. Besonders innovativ ist auch ein Schuh, um den sich ein großes Gummiband wickelt und ihn dadurch in Form hält. Außerdem haben wir daran gearbeitet, unseren bestehenden Modellen einen größeren Wiedererkennungswert zu geben. Die Leute suchen etwas eigenständiges. Ausbauen wollen wir auch unsere Logo-Flaps, die auf der Rückseite mit einem positiven Claim versehen sind und umgeklappt werden können. Ziel ist es, die Leute auf eine Rundreise am Schuh mitzunehmen.

Wollen Konsumenten, wenn sie ein nachhaltiges Produkt kaufen, dass auch klar nach außen kommunizieren? Sozusagen als das neue Statussymbol?
Auf jeden Fall. Die Leute suchen eine gewisse Zugehörigkeit und wollen zeigen, dass sie umdenken. Auf unseren Sneakern zeigen wir daher etwa den Slogan "Walking clean in a dirty world" oder "Made in friendship", allerdings sehr dezent und tonig an der Sohle gespielt.

Wie bewerten Sie das Thema Farbe, insbesondere mit Blick auf die neue Zielgruppe, die Sie in klassischen Sneaker-Stores abholen wollen?
Wir werden nicht bunter und vermeiden Experimente. Stattdessen halten wir an unserer klar definierte Farbpalette rund um Grau- und Naturtöne fest. Beliebte Core-Modelle müssen wir nicht hochdrehen. Unsere Kunden wollen keine leuchtend gelbe Version. Zudem ist ein Schuh, den man vielseitig kombinieren und häufig tragen kann, auch deutlich nachhaltiger.
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Aktuell kommt Ihnen der Trend zu cleanen, ruhigen Farben aber durchaus entgegen?
Das stimmt. Die letzten Jahre waren ja vor allem Pastelle wichtig, jetzt gibt es einen Switch zu Grau-Nuancen. Das beflügelt natürlich auch das Retro-Thema, das wir zum kommenden Frühjahr ausbauen und zum Beispiel ein Modell zeigen, das sowohl an die Tennisschuhe der 80er als auch an Skater-Sneaker aus den 20ern angelehnt ist. Cremefarbene Sohlen geben einem Schuh da direkt ein ganz anderes Feeling.

Wie entwickeln sich die Silhouetten weiter?
Chunky war ja zuletzt wirklich groß und wird in der Sneaker-Szene auch ein Thema bleiben. Den klassischen Dad-Sneaker haben sich die Leute aber mittlerweile totgesehen, daher verpassen wir einigen unserer Sohlen ein Update. Die neue Version ist noch immer voluminös, aber leichter und etwas schlanker. Insgesamt wird unsere Formsprache dynamischer, sportiver. Wir haben Formen aufgebrochen und achten weiterhin darauf, aggressive Silhouetten zu entwickeln.

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