Sanfter Übergang: Der erste Tag der Pariser Schauenwoche war ein Tag zum Warmlaufen - schließlich muss der ganze internationale Einkäufer- und Medien-Tross von Mailand herüberkommen und sich an der Seine erst mal einrichten. Bei einem kurzen Storecheck kommt man an der Amerikanerin Diane von Furstenberg nicht vorbei: Galeries Lafayette widmet ihr viele Schaufenster mit beeindruckenden Op-Art-Effekten und Video-Einspielungen sowie eine Inszenierung im Haus, die den Werdegang der Designerin skizziert. Eine Ikone.
Gallery: Diane von Furstenberg
Genauso wie die Künstlerin
Niki de Saint Phalle. Kann es Zufall sein, dass ihr im Grand Palais eine große Retrospektive gewidmet ist, während etliche Defilees unter dem gleichen Dach stattfinden? Die Warteschlangen zu beiden Veranstaltungen sind ähnlich beeindruckend lang - und sie beobachten einander mit dem gleichen skeptischen Interesse. Wer es jetzt nicht zu Niki de Saint Phalle schafft, kann diese Ausstellung noch bis zum 2. Februar in Paris sehen.
Gallery: Nicki de Saint Phalle
Am Mittwochnachmittag dann großer Ansturm bei einem Schuh-Event von
Hermès im Garten des Musée Nassim Comodo. Das Pariser Luxuslabel präsentierte seine von Schuh-Designer Pierre Hardy entworfenen modisch-eleganten Styles für Sommer 2015.
Gallery: Hermès im Musée Nassim Comodo
Und während an den Champs Elysees die ersten Bäume bereits mit Lichterketten Richtung Weihnachten eingekleidet werden, dreht sich wenige Meter nebendran in Grand Palais und Palais de Tokio alles um den Sommer danach. Vor allem zwei Namen faszinieren Einkäufer wie Medien am Mittwoch besonders:
Dries van Noten und Balenciaga. Ersterer, weil er seit vielen Jahren konsequent seinen Weg geht und trotzdem nicht müde wirkt. Auch diesmal wieder berührt der Belgier mit ethnisch inspirierten Outfits im Muster- und Materialmix die Herzen der Zuschauer. Da hat selbst eine Pyjamahose zum Bademantel Kopier-Potenzial. Allenfalls der Brite Paul Smith schafft es seit Jahrzehnten auf vergleichbare Weise, Lässigkeit mit einem ganz eigenen Stil zu verbinden - und dabei modern zu sein.
Gallery: Dries van Noten F/S 2015
Ganz anders das Traditionshaus
Balenciaga. Wo Nicolas Ghesquière etliche Jahre innovative Impulse über futuristische Looks gesetzt hat, stellt sich seit einigen Saisons der junge Amerikaner Alexander Wang dieser Herausforderung. Deshalb schaut die Branche hier besonders genau hin. Wang begeistert am Mittwochabend die Zuschauer mit extrem vielen Strukturen - von Gittern über Netze, Lasercuts bis zu grafischen Strukturen mit viel Tiefe. Oft wird diese Dreidimensionalität, die viel Haut zeigt, durch leicht haarige Effekte konterkartiert. Das Ganze in schlichten Silhouetten und in lichten Naturnuancen oder Schwarz - ein sensationeller modischer Versuch mit besten Testergebnissen. Was Farben und Netze, offene Strukturen und Transparenz betrifft, hat Wang bereits einen Schlüsselreiz von Paris formuliert. Netzwerke allerorten. Mehr davon sicher in den nächsten Tagen.
Gallery: Balenciaga F/S 2015