Joachim Baumgartner: Die Welle wird sich noch eine Weile weiter und breiter verteilen. Gleichzeitig in ihrer „Lautstärke“ aber abnehmen, das heißt, viele dekorative Muster und Details bleiben in der Prêt-à-porter erhalten, allerdings gedeckter in der Farbigkeit.
Einige Elemente dieses opulenten Stils finden sich auch in der Sportswear wieder sowie abgeschwächt in der Menswear. Jedoch müssen wir erst wieder lernen, mit so viel Deko umzugehen – ähnlich wie mit den weiten Silhouetten. Auf die richtige Dosierung kommt es an.
Frühjahr 2020: Die Stofftrends
Der Modekonsum ist in Deutschland in einer Sinnkrise gefangen. Mode wird durch ständige Reduzierungswellen entwertet. Wie sehen Sie diese Tendenzen für ganz Europa?
Der Hang, alle Artikel zu Sonderpreisen zu erwerben, ist sicherlich grundsätzlich einer aktuell vorherrschenden gesellschaftlichen Erziehung über verschiedene Kanäle sowie der Kommerzialisierung geschuldet. Dem gegenüber steht ein sehr bewusster und aufgeklärter Kunde, allerdings aktuell noch in der Minderheit. Die Idee des „buy less, use more“, also dem weniger Konsumieren und Erhalten von vorhandenen Kleidungsstücken sowie dem dadurch motivierten nachhaltigen Konsum von Qualitätsartikeln scheint derzeit in der breiten Masse noch recht illusorisch und ist in der Praxis eher selektiv.
Welche Konsum-Trends werden für Mode in der Saison Frühjahr 2020 wichtig werden?
Das komplexe Thema der Nachhaltigkeit wird stärker werden und durch Penetrierung eine größere Sensibilität auslösen. Wir stehen da gemeinsam in der Pflicht. So propagieren wir zur kommenden Munich Fabric Start die Themen Liebe, Offenheit und Gemeinschaft. Und schaffen damit eine Perspektive weg von der Kleinteiligkeit modischer Trends hin zu einer Meta-Ebene. Über unterhaltsamen Kitsch wird bewusst Freude zelebriert. Humoristische Motive mäandern zwischen Augenzwinkern und Selbstironie.
Welche konkreten Material-Trends haben Potenzial für den breiten Markt?
Eines der großen Themen wird Rustikalität sein, in spürbarer, greifbarer und visueller Optik, in handgemalten Drucken und marmorierten Motiven. Des Weiteren beleben Streifen und Karos den Sommer. Die Unis bekommen viel Glanz, ob laut oder leise, der die Natürlichkeit bricht. Hier zeichnet sich ein breiter Konsens in den Stoffkollektionen ab.
Welche Themen und Tendenzen wird die Munich Fabric Start als starke Treiber für die Saison Sommer 2020 vorstellen?
Zur kommenden Veranstaltung konzentrieren wir uns mit dem Slogan WHAT IS LOVE in der Trenddarstellung auf fünf Saison-Schwerpunkte: Im ersten Thema geht es um Leichtigkeit, sommerliche Frische, helle warme Farben. Weiter sehen wir ein extrem dekoriertes, schwelgendes Sujet, das sich komplett dem Konsum und der Show widmet – bewusst unüberlegt und unnachhaltig, dafür impulsiv.
Ergänzend dazu setzen wir den Fokus auf eine neu definierte Zielgruppe, die sich ohne Kategorien, frei von Zuordnung und genderless darstellt.
In der Bluezone mit wieder über 100 internationalen Anbietern der Denim- & Sportswearszene ist Bluechain 4.0 die dominierende und übergreifende Kategorie. Das Spektrum reicht von textilem Blockchain über moderne Ready-Made Programme mit Cyber-Western bis hin zu Wellness und Sportswear.
Integriert in dieses Trendkonzept ist ein aktiver Part, der von der Straße kommt. Dabei werden Primärfarben mit Flaggen- oder Tetrisoptik kombiniert und veränderte Styles aus der funktionellen Arbeitskleidung abgeleitet mit unzähligen Taschen ausgestattet – Multifunktionalität als Superlativ.
Die ausführliche Analyse zu den Stofftrends in Mens- und Womenswear lesen Sie in der Ausgabe 4 der TextilWirtschaft ab Mittwoch, 23. Januar, 18 Uhr, auf dem Smartphone oder Tablet für Android sowie iOS und ab Donnerstag, 24. Januar, in der gedruckten Ausgabe. Die Newsline Fabrics mit den Menswear-Trends für Frühjahr/Sommer 2020 erscheint am 07. Februar.