Einkäufer-Interview

„Möglichst viel Spielraum offen lassen″

Lodenfrey
Elke-Cecilia Riehl leitet den Womanswear-Einkauf bei Lodenfrey in München.
Elke-Cecilia Riehl leitet den Womanswear-Einkauf bei Lodenfrey in München.

Premium definiert sich neu. Die Sortimente sind im Umbruch. Der Einkauf auf der Suche nach dem richtigen Maß an Modernität, Casualisierung und Konfektion. Zum Auftakt in die Orderrunde spricht die TW mit den Top-Einkäufern des Genres über Zukunftsstrategien für einen anspruchsvollen Markt.

Teil 1: Elke-Cecilia Riehl, Lodenfrey, München.



Frau Riehl, wie verlief diese Herbst/Wintersaison auf den Premiumflächen bei Lodenfrey?
Wir sind zufrieden mit dem Saisonverlauf. Ich denke, da ging’s uns wie allen in der Branche. Nach einem fulminanten Einstieg in die Herbst/Winter-Saison und einem guten Juli/August und sensationellem September hat uns der Oktober wieder etwas Bescheidenheit gelehrt und das Ganze hat sich wieder nivelliert. Jeder, der schon länger in der Branche tätig ist, weiß, dass sich ein Plus, so wie wir es im September hatten, nicht beliebig fortsetzen lässt. Es ist immer eine Verschiebung.

Welche Produktgruppen waren besonders stark?
Es waren durchgängig alle Segmente erfolgreich. Outdoor ist mit Moncler, Herno und Woolrich diesmal sehr früh gestartet. Wir hatten aber auch Erfolg mit Denim von AG Adriano Goldschmied, Strick von Iris von Arnim, Allude, FTC Cashmere, 360 Cashmere und Hosen von Seductive und Arma und auch wieder Blazer von Balmain, Circolo und Tagliatore. Im Contemporary-Bereich waren wir erfolgreich mit See by Chloé und Shirtaporter.

Was waren Aufsteiger?
Larens Strick mit seinem hochwertigen, clean und luxuriösem Cashmere. Shirtaporter, Bazar Deluxe, Vince und Molli, Taschen von Issey Miyake – unverbrauchte Namen mit eigenständiger Handschrift.





Welche Bedeutung haben für Sie die Precollections der Premiumanbieter?
Precollections sind nach wie vor sehr wichtig für uns, da unsere Kundin sehr informiert ist und auch Mode früh haben möchte, um gleich Akzente zu setzen. Der Einkäufer muss seine Kunden und sein Budget sehr genau kennen und hier genau abwägen, welche Gewichtung er vornimmt. Wir gehen vielleicht nicht mehr ganz so stark in die Vororder wie früher, um uns möglichst viel Spielraum nach hinten offen zu lassen. Neue Dinge, die die Fläche beleben, Kunden und Mitarbeiter neu inspirieren − dafür muss Platz sein. Sowohl räumlich als auch vom Budget.



Wie gehen Sie an die Order für den kommenden Herbst heran? Planen Sie insbesondere nach dem Aus für St. Emile Umstrukturierungen im Sortiment?
Wir planen Umstrukturierungen, indem wir Marken wie Dries Van Noten, Maison Martin Margiela, Ellery, Tibi usw. aus Off und Co ins Haupthaus mitnehmen, was zu einer Verschiebung von Marken führt. Insofern rutscht nach St. Emile, dessen Wegfall wir außerordentlich bedauern, ein Armani in diesen Bereich. Andere Mitspieler haben sich auch sehr gut entwickelt, z.B. Strenesse, Max Mara, Windsor. Der St. Emile-Store in den Fünf Höfen wird im Dezember mit Luisa Cerano eröffnet.

Wo sehen Sie aktuell die größte Herausforderung für das Premium-Segment?
Die größte Herausforderung für den Premium-Einkauf ist es, die Fläche immer attraktiv und lebendig zu gestalten. Highlights zu setzen, aber auch das Brot-und-Butter-Geschäft nicht zu vernachlässigen. Das ist auch kein Halbjahresrhythmus, sondern muss Minimum monatlich gesehen werden. Der Kunde darf immer einen leckeren, neu gedeckten Tisch erwarten.

Mehr zum Umbruch im Premiumsegment sowie eine Vorschau auf die ersten Kollektionen für Herbst 2018 lesen Sie in der TextilWirtschaft Ausgabe 47 auf dem Smartphone oder Tablet für Android sowie iOS und in der gedruckten Ausgabe.




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