Wer ist eigentlich Perlenpaul?

Bei Giambattista Valli hat man sich schon eingeschaut. Den Designer kennt man nicht ohne. Ohne seine Perlenkette. Da überrascht das Schmuckstück, das man – gelernt – vielleicht eher an einer Frau wähnt, nicht mehr. Dunkel in Erinnerung geblieben ist eventuell auch das ein oder andere Perlen tragende Male Model aus der Givenchy-Show vor etwa zwei Jahren. 2018/2019, das war ohnehin so die Zeit, in der Perlenschmuck in HipHop- und Rap-Szene erste Kreise zog – um Männerhälse. Pharrell Williams und A$AP Rocky stehen beispielhaft für eine ganze Riege an Künstlern, die ihren Look plötzlich mit Perle statt mit Goldkette pimpten.

A$AP Rocky

So weit, so gut. Seither war es, vermutlich pandemiebedingt, wieder etwas stiller um das Duo Mann/Perle. Bis zu diesem Sommer. Denn mit einem Mal sieht man sie immer häufiger im Straßenbild – junge, sehr junge Männer, die Perlen anlegen. Vorzugsweise am Hals, sehr eng am Hals. Eher Choker als konventionelle Kette.

So gesehen zum Beispiel im Mannheimer Szene-Café Flo. Dort, wo sich vor dem Wahrzeichen der Stadt neben Ur-Mannheimern stets auch Hipster tummeln, saß unlängst an einem Samstagabend eine ganze Runde Twentysomethings, vielleicht gerade mal das Abizeugnis in der klitzekleinen MCM-Tasche – das Gros von ihnen hatte Perlen umgelegt. Und das bei einem – mit Ausnahme von Perle, gold umrahmter Brille und femininer Short Handle-Bag – insgesamt eher sachlich abgeräumten Kleidungsstil, mit schlichtem Shirt, dunkler Jeans und Sneakern.

Trend Perlenkette

Ähnlich bei jenem Youngster, der neulich in einem eher alternativ angehauchten Café im Frankfurter Stadtviertel Bornheim aushalf. Auch er hatte seinen insgesamt reduzierten Look mit einer halsnahen Perlenkette getuned. A$AP Rocky sei sein Vorbild gewesen, verriet er. Und: Er musste nicht einmal in die Jewels investieren, denn fündig wurde er direkt in der Schmuckschatulle seiner Mutter. Ob die kleinen Weißen echt seien, wisse er allerdings nicht.

Menswear-Trend Perlenketten

Die Perle ist also so etwas wie das neue Ghetto Gold. Und mal ganz abgesehen davon, dass seit geraumer Zeit – so lässt es sich auf Instagram beobachten – auch junge Mädels wieder häufiger „eine Perlenpaula“ sein wollen, sprich Gefallen an Perlenketten, -ohrringen, -ketten finden, nicht nur von Chanel und Dior – sind Perlen in Zeiten von Gender Fluidity/Diversity/Open-mindedness offenkundig keine reine Frauensache mehr. Und das ist gut so. Denn Mann und Perle, das kann schon verdammt gut aussehen.